Kiel, 17.06.2025 - Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hatte im vergangenen Herbst zur Bewertung von Städten und Kommunen mit 27 Fragen aufgerufen. Bundesweit haben rund 213.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen, davon rund 7.000 Menschen in Schleswig-Holstein.

„Die Menschen in Schleswig-Holstein wollen gut und sicher Radfahren. Leider gibt es in vielen Kommunen bei der Fahrradfreundlichkeit noch deutlichen Nachholbedarf. Das zeigt der aktuelle ADFC-Fahrradklima-Test“, stellte Jan Voß, Landesgeschäftsführer des ADFC Schleswig-Holstein, fest.

Beim ADFC-Fahrradklima-Test wurde in 27 Fragen die Fahrradfreundlichkeit abgefragt und am Ende eine Schulnote gebildet. 45 Städte und Gemeinden haben es in Schleswig-Holstein in die Wertung geschafft. Mehr als „Befriedigend“ kann jedoch keine Kommune für sich verbuchen.

Erreichbarkeit der Ortszentren und geöffnete Einbahnstraßen werden belohnt

„Die Grundlagen für eine gute Fahrradinfrastruktur sind in Schleswig-Holstein vorhanden“, sagte Voß mit Blick auf die Testergebnisse. „In vielen Orten sind die Zentren gut mit dem Rad zu erreichen und die Nutzung des Fahrrades von jung bis alt zeigt, dass Fahrrad als Verkehrsmittel fest in der Mitte der Gesellschaft verankert ist.“ Gute Noten für die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrende zeigten zudem, dass auch vergleichsweise einfache Maßnahmen von Radfahrenden honoriert werden.

Radwegbreiten, -oberflächen, Baustellenführung und Falschparker führen zu schlechten Noten

Ungleich schwerwiegender fielen jedoch die Bewertungen zur Breite und zur Oberfläche von Radwegen aus. „Die schlechte Bewertung der Radinfrastruktur in vielen Orten bleibt ein trauriger Dauerbrenner. Die Menschen erwarten angemessen breite Wege und eine intakte Oberfläche. Das ist in vielen Orten leider keine Selbstverständlichkeit“, kritisierte ADFC-Geschäftsführer Jan Voß. Eine leicht schlechtere Bewertung im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test in diesem Bereich deutete zudem darauf hin, dass Radfahrende höhere Anforderungen an die Infrastruktur stellen. Auch weil die Zahl der schnelleren E-Bikes in den letzten Jahren weiter gestiegen ist.

Schlecht bewertet wurde zudem die häufig mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen. „An Baustellen wird der Radverkehr nur selten mitgedacht. So entstehen teils gefährliche Situationen für Radfahrende“, so Voß. Behinderungen und gefährliche Situationen entstehen auch durch falsch parkende Autos, die nur in wenigen Kommunen konsequent kontrolliert und als Gefahrenquelle entwerfen werden. Das sorgte für schlechte Bewertungen bei der Falschparkerkontrolle.

Themenschwerpunkt „Miteinander im Verkehr“ erhält nur Bewertung „Ausreichend“

Der thematische Schwerpunkt der Befragung war das Miteinander im Verkehr. Bei diesen Fragen bewerteten die Radfahrenden in Schleswig-Holstein positiv, dass es selten Konflikte unter Radfahrenden gibt. Mängel sahen die Befragten beim Überholen mit Ausreichendem Sicherheitsabstand und Anstrengungen das Ziel der Vision Zero, also keinen Schwerverletzten oder Getöteten Menschen im Straßenverkehr zu erreichen. „Sicheres Radfahren ist das zentralste Element für die Radverkehrsförderung. Nur sichere Radwege werden Menschen aller Altersgruppen für das Radfahren begeistern“, betonte Jan Voß.

Infrastruktur, Sicherheit und Akzeptanz am wichtigsten

Neben der Bewertung waren die Teilnehmenden des ADFC-Fahrradklima-Test auch aufgerufen zu benennen, welche Themen besonders wichtig sind. Neben dem Wunsch, das Radfahrende als gleichwertige Verkehrsteilnehmende wahrgenommen werden, wurden Sicherheit, Sicherheitsempfinden und eine Radinfrastruktur deutlich wichtiger gewertet als andere Themen.

Schleswig-Holsteins fahrradfreundlichste Kommune: Kiel wieder vor Plön, Norderstedt und Geesthacht 

Kiel konnte mit seinem Ergebnis auch im bundesweiten Vergleich mit einem vierten Platz in der Städtegröße sehen lassen. „Kiel macht Vieles bei der Radverkehrsförderung richtig und kann insbesondere beim Radroutennetz punkten. Abzüge gibt es für den Winterdienst und für die Fahrradmitnahme im ÖPNV. Dies dürfte jedoch die meisten Städte ohne S- oder Straßenbahn treffen“, ordnete Voß die Ergebnisse ein.

Norderstedt, Geesthacht und Plön können auch in diesem Jahr ihre guten Positionen aus den vergangenen Jahren behaupten. „Kontinuierliche Fahrradförderung wird auch außerhalb von Großstädten belohnt“, freute sich Voß. Deutlich verbessern konnte sich Preetz und war damit Spitzen-Aufholer im Land. „Ein respektables Mobilitätskonzept und eine Reihe erster Maßnahmen zeigen, dass Radfahrende in der Stadt zunehmend ernst genommen werden, das zeigt sich durch ein gutes Ergebnis beim Fahrradklima-Test“, sagte ADFC-Geschäftsführer Jan Voß. Preetz stehe dabei stellvertretend für viele Kommunen im Land: „Preetz zeigt im Kleinen, wie Radverkehrsförderung beginnen kann, und ist damit ein gutes Vorbild. Die Stadt zeigt eindrücklich, wie die Kombination aus ambitionierten Zielen, schnell umsetzbaren Maßnahmen und klaren Zuständigkeiten, durch eine eigens geschaffene Mobilitätsmanagerin, in der Verwaltung, den Radverkehr sichtbar und zügig voranbringt!“

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2024 abgestimmt. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

Alle Ergebnisse zum Fahrradklima-Test im Detail finden Sie unter https://fahrradklima-test.adfc.de/.